Landscapes and Societies in Ancient and Medieval Europe East of the Elbe. Interactions between Environmental Settings and Cultural Transformations

Landscapes and Societies in Ancient and Medieval Europe East of the Elbe. Interactions between Environmental Settings and Cultural Transformations

Organisatoren
Department of History, York University; Graduiertenschule „Human Development in Landscapes”, Christian-Albrechts-Universität Kiel; Deutsches Historisches Institut, Warschau (DHI)
Ort
Toronto, Kanada
Land
Canada
Vom - Bis
26.03.2010 - 27.03.2010
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Von
Sunhild Kleingärtner, Institut für Ur- und Frühgeschichte, Christian-Albrechts-Universität; Donat Wehner, Graduiertenschule "Human Development in Landscapes", Christian-Albrechts-Universität Kiel; Sebastien Rossignol, Department of History, York University

Vom 26. bis 27. März 2010 fand auf dem Keele Campus der York University, Toronto/Kanada, die Konferenz “Landscapes and Societies in Ancient and Medieval Europe East of the Elbe. Interactions between Environmental Settings and Cultural Transformations” als viertes Treffen der Arbeitsgruppe „Gentes trans Albiam – Europa östlich der Elbe im Mittelalter“ statt. Veranstalter waren das Department of History der York University, die Graduiertenschule „Human Development in Landscapes” der Christian-Albrechts-Universität Kiel und das Deutsche Historische Institut in Warschau (DHI). Die Konferenzsprachen waren Englisch und Französisch.

Der Konferenzfokus lag auf den Veränderungen von Landschaften durch gesellschaftliche und kulturelle Prägung in diachroner Perspektive. Der Teilnehmerkreis setzte sich interdisziplinär aus Historikern, Archäologen, Botanikern und Zoologen zusammen. Das methodische Spektrum der insgesamt 19 Referate reichte von der Auswertung historischer und archäologischer Quellen über naturwissenschaftliche Forschungsansätze bis hin zur Anwendung theoretischer Modelle. Die 25-minütigen Beiträge konzentrierten sich geographisch auf Norddeutschland, Polen und die baltischen Länder.

In einer inhaltlichen und methodischen Einleitung verwiesen die Veranstalter, Sunhild Kleingärtner und Donat Wehner (beide Kiel) sowie Sébastien Rossignol (Toronto) darauf, dass das enge Ineinandergreifen der physischen Umwelt sowie des menschlichen Handelns in dieser und deren Wahrnehmung und Sinngebung Landschaft konstituiert. Die räumliche Begrenzung auf Europa östlich der Elbe, die eben auch Programm der Arbeitsgruppe „Gentes trans Albiam“ ist, wurde im Wesentlichen damit begründet, dass es sich dabei um eine Region handele, die nicht direkt römisch geprägt gewesen sei. Sie sei weithin durch eigenständige kulturelle Gemeinsamkeiten gekennzeichnet gewesen, die ihren Niederschlag in Form vergleichbarer Siedlungsstrukturen und Artefaktformen finden. Erst mit dem Einsetzen hoch- und spätmittelalterlicher gesamteuropäischer Siedlungsprozesse im 12. / 13. Jahrhundert erfuhr die Region östlich der Elbe starke Veränderungen und Verdichtungen, die auf westliche Impulse zurückgeführt werden können.

Der erste Konferenztag wurde durch den Keynote Speaker PIOTR GÓRECKI (Riverside, Kalifornien) mit dem Thema „People, Land, and Settlement ‚East of the Elbe‘, 1150-1310: A Very Large Subject in a Very Small Place“ eröffnet. Górecki ging in seinem Vortrag in einem ersten, überblicksartigen Teil besonders auf die Wichtigkeit des ‚environmental turns‘ ein, der vor allem archäologische und historische Forschungspespektiven miteinander verbindet. In einem zweiten vertiefenden, exemplarischen Teil zeigte er anhand des Liber fundationis (13. Jahrhundert) des Klosters Heinrichau bei Breslau die Veränderungen durch Neubesiedlung in einer konkreten Mikroregion auf und stellte die daran beteiligten Protagonisten (Herzöge, Mönche, Siedlungsunternehmer, Bauern) vor.

Die Konferenz war thematisch in sieben Sektionen gegliedert, an die sich jeweils eine 20-minütige Diskussion anschloss. Die erste Sektion „Colonization, Expansion, and the Environment“ war der Spätantike und dem Frühmittelalter gewidmet. CORNELIU VARLAN (Québec) schilderte, wie die Etablierung römischer Legionen im heutigen Dobroudja (Rumänien) die Siedlungsstrukturen veränderte. Die römischen Lager führten zu neuen Siedlungsformen, welche einheimische und fremde Elemente miteinander verbanden oder auch reine Militärlager blieben. Die römische Infrastruktur brachte einen neuen Umgang mit Naturressourcen mit sich, die abhängig vom Stadttyp war.

ARTUR BLAŻEJEWSKI (Wrocław) stellte die Kulturveränderungen im heutigen Westpolen in der Spätantike dar. Er erklärte, dass es, obwohl die Siedlungsdichte in den letzten Jahrhunderten der Antike durch Auswanderung zweifelsfrei dramatisch abnahm, an mehreren Stellen eine Bevölkerungskontinuität bis ins Frühmittelalter gegeben habe. Es ging dabei um den bekannten Hiatus zwischen spätantiken Siedlern und einwandernden Slawen, der auch von deutschen Forschern seit einigen Jahren in Frage gestellt wird.

TIMOTHY NEWFIELD (Montreal) untersuchte seinerseits, wie sich Viehseuchen im frühmittelalterlichen Europa verbreiteten, laut ihm in einer Ost-West-Bewegung, und wie überlieferte Seuchen mit Bewegungen von Menschengruppen – Migration, Kriege, Fernhandel – in Zusammenhang gebracht werden können und somit Auskunft über diese liefern können.

In der zweiten Sektion „Communications and Networks“ wurden Kommunikation und Netzwerke untersucht. MARTIN GRAVEL (Montréal-Paris) widmete seinen Beitrag einem Vergleich zwischen Kommunikationsbedingungen der karolingischen Herrscher mit Machthabern in Aquitaine und denjenigen in den slawischen Grenzregionen. Die Herrschaftsdurchsetzung im südwestlichen Grenzgebiet war wesentlich stärker als im nordöstlichen, wo die missi des Herrschers relativ eigenständig handelten, wohl handeln mussten. Er kam zu dem Ergebnis, dass in vielen Fällen die personale Nähe zwischen den Beteiligten (Kleinfürsten vor Ort, Repräsentanten fränkischer Herrscher) eigentlich wesentlich wichtiger war als die geographische Nähe.

Der Vortrag von SARAH NELLY FRIEDLAND (Universität Kiel) war dagegen stark auf die Methodik gerichtet: Sie erklärte auf anschauliche Weise, wie die Methode der Netzwerkanalyse Archäologen helfen kann, Zentralstellungen von Siedlungen zu ermitteln, ohne auf umfassende Ausgrabungen in einer bestimmten Region angewiesen zu sein. Sie zeigte dieses Verfahren exemplarisch anhand der Region des Großen Plöner Sees. Allerdings stellte sich heraus, dass gerade jene Insel, von der man über Ausgrabung und historische Quellen bislang als Zentralort ausging (Olsborg – Castrum Plune), aufgrund der Netzwerkanalyse eher peripher liegt. Technik also, deren Ergebnisse man mit Vorsicht genießen muss.

Die dritte, mit „Encountering the Environment“ übertitelte Sektion umfasste drei naturwissenschaftlich ausgerichtete Beiträge. Die Botanikerin ÜLLE SILLASOO (Tallin) zeigte das Pflanzenspektrum im mittelalterlichen Livland in seiner Gebundenheit an bestimmte soziale Gruppen auf. Als Quellenbasis dienten ihr Pflanzenfunde aus estnischen Stadtkerngrabungen sowie in der schriftlichen Überlieferung genannte Pflanzenarten. Insbesondere erstgenannte Quellengruppe beleuchtet die Situation innerhalb von Städten. Letztgenannte Quellengruppe beleuchtet, ebenso wie palynologische Untersuchungen, darüber hinaus auch Beziehungen zum ländlichen Bereich.

Das Referat des Archäozoologen ULRICH SCHMÖLCKE (Schleswig) zu den archäozoologischen Nachweisen innerhalb der, im Ostseeraum gelegenen, Ports of Trade wurde stellvertretend für ihn verlesen. Durch die Analyse des Knochenspektrums versuchte Schmölcke, das prozentuale Verhältnis einzelner Tierarten zueinander zu erfassen und daraus indirekt auf das Aussehen der Landschaft zu schließen. Aufgrund der Zusammensetzung des Fischknochenmaterials folgerte Schmölcke, dass für Groß Strömkendorf mit der Anwesenheit von Fremden auszugehen ist, die Stockfischvorräte mit sich brachten. Auch hier also wieder der Versuch, über Tierknochenanalysen auf Migration oder Transport zu schließen.

Die Biologin MAGDALENA WIECKOWSKA (Kiel) nutzte zum Rückschluss auf das Interaktionsverhältnis zwischen Mensch und Umwelt auf den Inseln des Großen Plöner Sees gewonnene palynologische Daten. Die Daten erlauben eine exakte Rekonstruktion des Waldbestandes in dieser Kleinregion, laut Referentin sogar der gesamten schleswig-holsteinischen Region, bis zurück in da Neolithikum. Menschliche Siedlungsprozesse können auf diese Weise eindrucksvoll dargestellt werden, bestätigen aber auch exakt das bisherige Bild der Forschung (slawische Siedlungen weniger intensiv und dann im 12. Jahrhundert ein starker Anstieg der Siedlungstätigkeit mit der deutschen Siedlungen). Die sich anschließende Diskussion zielte auf die Frage, inwieweit lokal gewonnene Ergebnisse überregionale Gültigkeit widerspiegeln, sowie auf die Frage nach der Datierungsgenauigkeit von Pollendiagrammen in Bezug auf siedlungsarchäologische Prozesse.

Der zweite Konferenztag wurde durch JÜRI KIVIMÄE (Toronto) mit seinem Keynote Beitrag über Livland im Mittelalter eröffnet. Kivimäe thematisierte die „Kolonisierung“ der Großregion, kulturelle Umgestaltung sowie Benennung und Umbenennung von Landschaft im Zuge der europäischen Siedlungsbewegungen unter besonderer Berücksichtigung forschungsgeschichtlicher Aspekte. Er unterstrich die Notwendigkeit, die von der Forschung verwendeten Modelle zu klären sowie die Eigentümlichkeiten jeder historischen Region und Periode zu berücksichtigen. Der Redner wendete sich gegen bisherig eher politisch motivierte Interpretationen und schloss mit der Forderung, sich wieder stärker auf die Quellen selbst zu beziehen.

In der folgenden Sektion 4 „Perception of Landscape“ ging es um die Wahrnehmung von Landschaft. ANDRIS ŠNĒ (Universität Lettland) berichtete über die langfristigen Veränderungen der Bedeutung von Orten, von Zentralität und Identitäten im mittelalterlichen Livland, die sich deutlich über Transformationsprozesse vor allem in Abhängigkeit zu den sich wandelnden Herrschaftsverhältnissen vollzogen. Besonders Livland zeichnete sich nach der Machtablösung der lokalen Fürsten durch deutsche Einwanderer dadurch aus, dass die Führung der Großregion begrenzt war – es fand keine Einwanderung deutscher Bauern statt und somit blieben die ländlichen Strukturen sowohl unter dem agrarischen als auch unter dem geistlichen Aspekt lange Zeit weiterhin ungestört. Deutlich erkennbar seien hierbei die Unterschiede in der theoretischen Wahrnehmung und der konkreten Gestaltung von Landschaft.

Von HEIDI M. SHERMAN (Green Bay) wurde die Bedeutung von Staraja Ladoga an der Grenze des Einflussbereichs von Nowgorod im 12. Jahrhundert vorgestellt. In dieser wichtigen Station der West-Ost Handelsrouten, die von zahlreichen Kaufleuten aufgesucht wurde, errichtete man mehrere orthodoxe Steinkirchen, die für Ankömmlinge per Schiff weithin sichtbar waren. Diese seien als Repräsentationsbauten und Wahrzeichen in Abgrenzung zur westlichen Welt zu werten.

In der mit „Taming of Nature“ überschriebenen Sektion 5 stellte BEN KRAUSE-KYORA (Kiel) seine molekular-genetischen und archäologischen Forschungen zu frühmittelalterlichen Schweinen vor. Fragen zum Handel von Schweinen und zur Verbreitung unterschiedlicher Gruppen von Schweinen ließen sich beim bisherigen Stand der Forschung nicht eindeutig beantworten. Allerdings könnten wir zumindest Aussagen über das Aussehen frühmittelalterlicher Schweine machen. So trugen diese beispielsweise ein dunkleres Fell als die uns heute allgemein bekannten Hausschweine.

INGO PETRI (Kiel) ging in seinem Beitrag auf die Metallgewinnung und -verarbeitung im Osten Schleswig-Holsteins (Deutschland) und in Großpolen im frühen und hohen Mittelalter ein. Er kam zu dem Schluss, dass Buntmetallverarbeitung an zentrale Orte gebunden sei, während Eisengewinnung und -verarbeitung auch in einfachen Siedlungen anzutreffen sei. Die Eisenverhüttung habe jeweils nahe des Vorkommens der notwendigen Rohstoffe Holz und Raseneisenerz stattgefunden. Insgesamt konnte im Verlauf von der früh- bis zur spätslawischen Zeit ein steter Anstieg der Produktion festgestellt werden.

Von DANIEL ZWICK (Kiel) wurde die Bautechnik mittelalterlicher Schiffe im Ostseeküstenbereich auf eindrucksvolle Weise vorgestellt. Dabei zeigte er die Veränderungen im Schiffsbau unter dem Aspekt des Zusammenwirkens verschiedener Kultureinflüsse und somit Großregionen des Schiffbaus über früh- und hochmittelalterliche Phase auf.

Die sechste Sektion „Social Formation and Symbolic Landscapes“ beschäftigte sich mit der Frage der gesellschaftlichen Prägung von Landschaft sowie symbolischen Landschaften. KRZYSZTOF FOKT (Wrocław) analysierte in seinem Referat die Veränderungen in ländlichen Regionen in Schlesien und der Oberlausitz während des Hoch- und Spätmittelalters. Er thematisierte zunächst quellenkritische Aspekte, darunter die Frage nach der Auffindbarkeit archäologischen Materials beziehungsweise dessen Aussagemöglichkeiten und die Rückführbarkeit rezenter Strukturen auf mittelalterliche Verhältnisse. Fokt verwies weiterhin auf die indirekten, häufig besser nachweisbaren, Folgen der zunehmenden Besiedlung durch Sedimentakkumulation in Flusstälern. Abschließend zeigte er am schlesischen Beispiel von Geppersdorf / Gębczyce die Möglichkeit der Neugestaltung ganzer Regionen unter bestimmten Voraussetzungen auf.

Mit der diachronen Veränderung von Landschaft (10.-16. Jahrhundert) im mittleren Noteć-Tal beschäftigte sich ein vierköpfiges Team der Polnischen Akademie der Wissenschaften (Warszawa), zusammengesetzt aus TOMASZ GIDASZEWSKI, JAROSŁAW SUPRONIUK, MARTA PIBER-ZBIERANOWSKA und MICHAŁ ZBIERANOWSKI. Sie stellten zunächst alle für das Untersuchungsgebiet verfügbaren Informationen vor: historische, archäologische, geologische, geographische, hydrographische und naturräumliche, das heißt vegetationsbezogene Daten, zum Teil rezent anthropogen verursacht. Anhand dessen konnten zwei durch den Fluss Noteć getrennte, sowohl aufgrund gesellschaftlicher als auch aufgrund naturräumlicher Differenzen sich deutlich unterscheidende, Regionen sowie die zwischen den einzelnen Faktoren bestehenden Beziehungen und Abhängigkeiten herausgearbeitet werden.

Im Rahmen der Sektion 7 „Political and Social Transformations“ stellte PRZEMYSŁAW WISZEWSKI (Wrocław) die Besonderheiten von Schlesien im Spätmittelalter unter siedlungshistorischen Aspekten vor: Zunächst sei es der Initiative zweier Herzöge des 12. / 13. Jahrhunderts, Bolesław dem Langen und Heinrich dem Bärtigen, zu verdanken, dass der Landesausbau in Schlesien so intensive Züge annahm. Aber auch die nachfolgende Zeit der kleinen und kleinsten Fürstentümer (ca. 20 im Schlesien des 14. Jahrhundert) bewirkte einen starken Konkurrenzkampf, der zu vielen neuen Stadt-, Klöster- und Dorfgründungen führte. Der Referent betonte den Unterschied zu der großpolnischen Gegend, die grundsätzlich eine ähnliche Ausgangslage hatte, aber lange nicht solch einen Innovationsprozess durchlief.

CAMERON M. SUTT (Tennessee) analysierte einen tief greifenden gesellschaftlichen Vorgang in Ungarn zur Zeit der Arpaden. Seit der frühsten Geschichte Ungarns wurden Sklaven (servi) auf den herrschaftlichen Landgütern gehalten, aber gegen Ende des 13. Jahrhunderts wurde ihre Arbeit oftmals überflüssig und die Chance, sich als freie Bauern irgendwo anders niederzulassen, stieg, so dass viele Sklaven von den Gütern flohen. Die Reaktion der Adeligen und Landeigner war sehr unterschiedlich – teilweise wurden die Sklaven mit aller Strenge verfolgt, teilweise ihre Arbeitsbedingungen verbessert oder die Sklaven von anderen Adeligen sogar mit dem Angebot der Freiheit auf eigenen Landbesitz gelockt.

In Sektion 8 „Interaction between Physical Environmental and Social Landscape“ gab RICHARD C. HOFFMANN (Toronto) einen zusammenfassenden Überblick über die 19 Referate mit einem zeitlich weit gespannten Rahmen von der Antike bis zur frühen Neuzeit. Hoffmann verwies auf die besonders durch die Vorträge zur Antike unterstrichene Bedeutung von Politik und Macht bei der sozialen und kulturellen Gestaltung beziehungsweise Prägung von Landschaften. Er zeigte die Beschäftigung mehrerer auf die Karolingerzeit bezogener Referate mit der Frage auf, wie Grenzen beispielsweise auch archäozoologisch definiert und überschritten werden. Er erinnerte an die methodische Vielfalt der Referate, insbesondere in Bezug auf die Einzelstudien des 10. bis 12. Jahrhunderts im Gebiet zwischen Elbe und Oder. Die größte und räumlich vielfältigste Gruppe stellten die Studien zum 12. bis 16. Jahrhundert dar. In allen Fällen zeigte sich, dass Veränderungen der Landschaft nicht punktuell, sondern nur in größeren räumlichen und zeitlichen Perspektiven zu erfassen sind. Abschließend verwies Hoffmann auf fünf für die Untersuchung von Landschaften bedeutsame Begrifflichkeiten: Quellen, „sozio-natürliche Orte“ 1, Netzwerk, Prozess und interpretativer Kontext.

Die Konferenz darf als gelungen bezeichnet werden, vor allem unter dem mittlerweile als traditionell zu bezeichnenden Aspekt bei den Treffen der „Gentes-trans-Albiam“-Arbeitsgruppe: Der internationale Dialog und das Kennen lernen der Verfahren von verschiedenen historischen Disziplinen (vor allem Geschichte und Archäologie), die mehr oder minder über dieselben Themen arbeiten. Insgesamt haben Vorträge, die sich mit dem Ausbau und der Umwandlung einer bestimmten (Mikro-)Region über einen bestimmten Zeitraum beschäftigten, überwogen. Ein wenig mehr hätte man sich allerdings eine theoretische Unterfütterung der in der deutschen Mediävistik doch stark in der Diskussion stehenden Begriff der Region/Landschaft (Landscape) und vielleicht auch des Bewusstseins des mittelalterlichen Menschen von seiner Umwelt gewünscht.

Konferenzübersicht:

1. Keynote-Vortrag: Piotr Górecki (Riverside, California), People, land, and settlement “East of the Elbe,” 1150–1310: A very large subject in a very small place

Session 1: Colonization, expansion, and the environment
Chair: Sébastien Rossignol (Toronto)

Corneliu Varlan (Québec), Présence romaine au Nord-ouest de la mer Noire et son impact sur la société et l’environnement de la région

Artur Blażejewski (Wrocław), Cultural changes in the upper Oder basin in late Antiquity

Timothy Newfield (Montréal), The Eastern European origins of early medieval livestock pestilences

Session 2: Communications and networks
Chair: Richard C. Hoffmann (Tortonto)

Martin Gravel (Montréal), Les missi impériaux et la conquête de l’Est: les défis de la communication dans l’expansion orientale de l’Empire carolingien

Sarah Nelly Friedland (Kiel), Network analysis in Slavonic archaeology – An example from the Plön area in Wagria (Schleswig-Holstein)

Session 3: Encountering the environment
Chair: Sunhild Kleingärtner (Kiel)

Ülle Sillasoo (Tallinn), A cultural history of plants in medieval Livonia

Ulrich Schmölcke (Kiel) (paper read by Sunhild Kleingärtner), Animals in the ports of trade of the Baltic sea

Magdalena Wieckowska (Kiel), Settlement history on the basis of pollen analysis in the Middle Ages

2. Keynote-Vortrag: Jüri Kivimäe (Toronto): Colonizing the landscape: a case study of medieval Livonia

Session 4: Perception of landscapes
Chair: Colin M. Coates (Tortonto)

Andris Šnē (Riga), Landscape and long-term change: Sense of place, centrality, and identity in medieval Livonia

Heidi M. Sherman (Green Bay, Wisconsin), Staking the Novgorodian frontier: The Orthodox Christianization of Staraia Ladoga’s pagan landscape in the twelfth century

Session 5: Taming of nature
Chair: Ulrich Müller (Kiel)

Ben Krause-Kyora (Kiel), “Pig in a poke.” Molecular-genetic and archaeological investigations at early mediaeval pigs (Sus scrofa) in North-East-Europe

Ingo Petri (Kiel), Topography of metal handicrafts

Daniel Zwick (Kiel), Dynamics for cultural change in the Baltic Sea region in the age of the Northern Crusades: A maritime archaeological perspective

Session 6: Social formation and symbolic landscapes
Chair: Donat Wehner (Kiel)

Krzysztof Fokt (Wrocław), Archaeological remarks on rural landscapes in Silesia and Upper Lusatia

Tomasz Gidaszewski, Jarosław Suproniuk, Marta Piber Zbieranowska, Michał Zbieranowski (Warszawa), Transformations of the natural landscapes of the Upper Noteć Region from the tenth to the sixteenth century

Session 7: Political and social transformations
Chair: Grischa Vercamer (Warszawa)

Przemysław Wiszewski (Wrocław), Power, memory and political landscape in the late middle ages

Cameron M. Sutt (Clarksville, Tennessee), “The empty land” and the end of slavery: social transformation in thirteenth-century Hungary

Session 8: Interaction between physical environment and social landscape

Richard C. Hoffmann (Toronto): Summarizing remarks

All participants: Interdisciplinary Roundtable Discussion

Anmerkung:
1 Verena Winiwarter / Martin Schmid, Umweltgeschichte als Untersuchung sozionaturaler Schauplätze? Ein Versuch, Johannes Colers „Oeconomia“ umwelthistorisch zu interpretieren. In: Thomas Knopf (Hrsg.), Umweltverhalten in Geschichte und Gegenwart, Tübingen 2008, 158-173.


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